Die Überarbeitung des verfassungswidrigen Bundeshaushalts hat unsere Republik ordentlich durchgerüttelt und vor der Luftfahrtbranche nicht Halt gemacht. Dem BMDV wurde vom Finanzministerium ein Einzelresortplan zum Haushalt 2024 vorgelegt, in dem Fördermittel in Höhe von rund 12 Milliarden Euro zu streichen waren. Das hatte u.a. auch Auswirkungen auf Projekte, die wir mit der IDRF zur Transformation in eine klimaneutrale Luftfahrt begleiten. Der Flugplatz der Zukunft wird zum Lieferanten regenerativer Energie, die für klimafreundliche Antriebs-, Luftfahrzeug- und Mobilitätskonzepte benötigt wird. Gleich welche Konzepte am Ende Erfolg haben, grüner Strom, grüner Wasserstoff und grüner Kraftstoff werden immer benötigt werden. Deshalb trifft es uns besonders hart, dass ausgerechnet die Entwicklung regenerativer Kraftstoffe so gut wie vollständig gestrichen wurde. Abgesehen von einer Großanlage des DLR in Leuna, für die wohl noch in letzter Minute Mittel gefunden wurden, soll der mit ursprünglich 2 Milliarden Euro ausgestattete Fördertopf auf 17 Mio. € gekürzt werden.
Dabei gehörte Deutschland zu den Vorreitern. Die Technik funktioniert und wir stehen an der Schwelle zum Markteintritt. Nun müssen die Anlagen raus aus dem Labor und rein in die Markteinführung. Dazu müssen die Produktionskosten gesenkt, Planung und Bau standardisiert werden, um industrielle Maßstäbe zu erreichen, Baugruppen müssen weiterentwickelt werden, um effizienter zu arbeiten. Der Wirkungsgrad muss verbessert werden, damit entstehende Prozesswärme nicht verpufft, sondern für andere Prozesse genutzt werden kann. Genau diese Projekte sollten jetzt vielerorts starten. Z.B. sollte am Flugplatz Schönhagen eine Anlage mit 15 Millionen Euro gefördert werden, in der erstmals dezentral am gleichen Ort regenerativer Strom, Wasserstoff und E-Fuel produziert werden sollte. Eigentlich hätte das Projekt mit einem exzellenten Konsortium, das viel Vorarbeit geleistet hat, längst starten sollen. Nun ist es mit vielen anderen Vorhaben unter die Räder gekommen.
Konsortien, die sich mit Knowhow-Trägern aus Industrie-, Hochschul- und Forschungseinrichtungen gebildet und zum Teil schon lange an den Themen gearbeitet haben, fallen wieder auseinander. Stellen von wissenschaftlichen Mitarbeitern werden gestrichen, Wissen geht verloren oder wandert in Länder, die diese Technologie weiter vorantreiben.
Wasserstoffprojekte werden zwar weiter gefördert, doch wer mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht, weiß, dass es, von einzelnen Nischenprojekten abgesehen, noch zwei bis drei Dekaden brauchen wird, bis Wasserstoff im Flugbetrieb alltagstauglich ist. Bis dahin und weit darüber hinaus werden wir SAF brauchen, und zwar zunehmend aus E-Fuel.
Im politischen Berlin gibt es Vertreter, die E-Fuels ablehnen. Entweder aus ideologischen Gründen gegen die Luftfahrt oder aus einem falschen Verständnis der technisch/naturwissenschaftlichen Hintergründe und Chancen. Luftfahrt ist „Pfui“ und für das Auto gibt es ja mit der Batterie eine emissionsfreie Alternative. Doch was in unserem dicht besiedelten Industriestaat mit einer gut ausgebauten Infrastruktur noch funktionieren kann, ist nur begrenzt auf den Rest der Welt übertragbar. Wir haben auf unserem Globus viele Regionen, in denen man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie dort ein E-Auto funktionieren sollte und diese Regionen machen einen erheblichen Teil unserer Erdoberfläche aus. Da gibt es Flugplätze, in die der Kraftstoff in Fässern eingeflogen wird, da Flugzeuge die einzige sinnvolle Verbindung zur Außenwelt sind. Da stehen Millionen von Generatoren für lebenswichtige Aufgaben, die auch in 30 Jahren noch flüssige Kraftstoffe benötigen werden und das sind nur einige Beispiele. E-Fuels werden an vielen Stellen gebraucht, nicht nur in der Luftfahrt. Die Technik dazu könnte zu einem Exportschlager werden.
Wir mussten bereits viele Fehlentscheidungen in der Energie- und Förderpolitik ertragen, nun kommt die Nächste dazu. Sicher zwingt die verfassungsgerechte Haushaltsplanung zu unangenehmen Einschnitten, aber ausgerechnet einer Zukunftstechnik den Stecker zu ziehen und sie dem internationalen Wettbewerb zu überlassen, ist dann doch sehr kurz gedacht.
Last but not least: Wie wollen wir in Deutschland die künftigen SAF-Beimischungsquoten für Kerosin erfüllen, wenn dazu alle Projekte gestoppt werden.
Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn (Vorstandsvorsitzender IDRF e.V.)
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